Nachdem die Diskussion immer wieder latent aufflackert, sollte man sie vielleicht mal grundlegend führen.
Ich halte es für eine grundlegenden Designfehler DSA3 mit DSA4 zu vermischen. Die beiden Systeme sind maximal inkompatibel zueinander und dadurch wird das Endprodukt nicht mehr balancebar. Das Original beruht auf einer stark abgespeckten DSA3-Variante. Wenn man dem Spiel nun etwas hinzufügen möchte, um einen Mehrwert zu kreieren, hätte man dies auch leicht durch die optionalen Regeln aus DSA3 tun können: Attacke mit Ansage, Finte, Ohnmacht durch schwere Treffer (SP 15+) mit Selbstbeherrschungsprobe zum Kontern, Kampfwertabzüge durch schlechte Sicht oder verbeulte Rüstungen (hohe TP). Es gab noch einiges mehr, wenn ich mich recht entsinne, aber ich habe meine DSA3-Bücher schon länger an den Nagel gehängt.
Um zu verdeutlichen, warum ich die Konzepte der zwei Editionen für nicht kompatibel halte, mal einige Beispiele:
Die LE bei DSA3 konnte sich leicht (auch innerhalb der in der NLT zu erreichenden Stufen) jenseits der 100 bewegen, das Selbe für die AE. Bei DSA4 ist irgendwo um die 50 oder 60 Schluss.
Die Eigenschaften bei DSA3 hatten (unbuffed) bei 20 ihr Maximum (und das war praktisch nicht zu erreichen). Bei DSA4 können auch Werte von 25 oder sogar 30 theoretisch erreicht werden (es ist halt nur sehr, sehr teuer).
Die Talent- und Zauberfertigkeiten waren bei DSA3 bei 18 gedeckelt (und auch hier wieder praktisch unerreichbar). Bei DSA4 kann man leicht von Start an Werte von 10-12 haben und bis 24 steigern - Dank Begabung, Meisterhandwerk, Leittalenten und Talentspezialisierungen sind angeblich Werte im dreistelligen Bereich drin; mit Sicherheit aber Werte zwischen 30 und 40.
Bei DSA3 gab es ein beschränktes Repertoire an Sonderfertigkeiten, die allerdings nicht so hießen und von jedem eingesetzt werden konnten. Bei DSA4 beginnt der Spaß eigentlich erst so richtig, wenn man seinem Charakter nach den ersten 1-2k AP die passen Sonderfertigkeiten beigebracht hat (seien es nun profane, kämpferische, magische oder karmale).
Bei DSA3 gab es noch keine Konstitution, dafür aber feste negative Eigenschaften, die jeder Charakter hatte. Bei DSA4 gibt es Konstitution, dafür hat aber nicht mehr jeder Held z.B. Aberglaube und Totenangst, sondern, je nachdem was man gerne hätte, bzw. der Charakter hergibt, einige mehr oder weniger schrullige Nachteile zum selbst zusammenbasteln.
Das Original hat mit den DSA3-Regeln gut funktioniert, auch wenn es nicht besonders viel Regeltiefe hatte. Es hat vor allem deshalb so gut funktioniert, weil es hervorragend gebalanced war, und zwar vom Anfang bis zum Ende. Es war zwar nie unschaffbar, aber immer schwer.
Das Remake krankt (außer an einer abnehmenden Anzahl an Bugs) an der Regelinkonsistenz :
-LE nach DSA3 - TP durch KK nach DSA4.
-TaW*- und ZfW*-Proben nach DSA4 - bei Talent-/Zauberfertigkeitswerten nach DSA3.
-virtuelle KO-Berechnung nach den Konvertierungsregeln von DSA3->DSA4 zur Abwehr von Kälte und Krankheiten.
Ich halte DSA4 für das deutlich bessere System, da man mit Kampfwerten startet, bei denen man auch mal was trifft, da Kämpfe (gerade bei hochstufigen Helden) nicht mehr ganze Nächte lang dauern, da man sich seine Steigerungen kauft, anstatt sie dem Zufall zu überlassen, da man seinen Helden personalisieren kann und da es mehr gameistischen Tiefgang bietet. Es hat auch seine Schwächen, aber darüber muss hier nicht diskutiert werden. Jedoch hätte ich mir nichtsdestotrotz eine originalgetreue Umsetzung nach DSA3-Regeln gewünscht. Natürlich kann man darüber nachdenken einige gute Ideen aus DSA4 einzuführen und umzusetzen, aber das muss mit Augenmaß geschehen und im Gedanken daran, wie das DSA3-Regelwerk funktioniert und was passiert, wenn an einigen Stellschrauben gedreht wird (Stichwort: Retcon). Sehr viel eher als das würde ich aber die Optionen ausreizen, die einem DSA3 bietet, weil es leichter zu balancen ist.
DSA3 vs. DSA4 vs. DSA-Crafty
#1"Wenn uns Spieler unterstützen wollen und bisher mit dem Kauf gewartet haben, lässt sich sagen, dass es jetzt spielbar ist und alles funktioniert." (Interview mit Craftyronny auf der Gamescom)